Treppenhäuser und Flure dienen der vertikalen und horizontalen Erschließung von Gebäuden. Mit dieser wichtigen Funktion spielen sie architektonisch eine zentrale Rolle. Als Eingangsbereich schafft das Treppenhaus zudem den Übergang von der Außen- zur Innenwelt und umgekehrt. Orientierung und Sicherheit sind weitere funktionale Aufgaben.
Gleichzeitig kommt es auf die Optik an, denn wie eine Visitenkarte prägt das Treppenhaus den ersten und den letzten Eindruck. Die Gestaltung von Treppenhäusern erfolgt daher immer im Spannungsfeld zwischen Funktionalität und Ästhetik.
Die Lage innerhalb des Gebäudes, die Architektur, die Nutzung des Gebäudes, Orientierung und Sicherheit: All das sind Parameter, die bei der Entwicklung von Gestaltungskonzepten für Treppenhäuser berücksichtigt werden müssen.
Farbe ist dabei eines der wichtigsten Gestaltungsmittel. Wie kaum ein anderes Gestaltungsmittel kreiert Farbe Atmosphäre und schafft Identifikation.
Von einem Farbkontrast spricht man, wenn sich zwei oder mehr Farben voneinander unterscheiden. Bei nahezu allen Farbkombinationen handelt es sich folglich um Farbkontraste, die sich in ihrer Wirkung meist überlagern. Farbkontraste können die Farbwirkung sowohl steigern als auch schwächen.
Der Schweizer Maler, Kunsttheoretiker und Kunstpädagoge Johannes Itten, der als Begründer der Farbtypenlehre gilt, definiert einen Farbkontrast so: "Von Kontrast spricht man dann, wenn zwischen zwei zu vergleichenden Farbwirkungen deutliche Unterschiede oder Intervalle festzustellen sind." Jede Erscheinung in der Umwelt äußert sich demzufolge in Kontrasten. Kontraste heben die Form ab und erzeugen Aufmerksamkeit. Ohne sie wären Wahrnehmungen und Vergleiche gar nicht möglich.
Für eine harmonische Gesamtwirkung empfiehlt es sich, mehrere Farbkontraste miteinander zu kombinieren. Dazu wird ein sogenannter Leitkontrast (Hauptkontrast) definiert, der sich von weiteren Kontrasten, den Begleitkontrasten (Nebenkontrasten), in seiner Wirkung abhebt.
Der wichtigste Kontrast in der Farbgestaltung ist der Hell-Dunkel-Kontrast. Er entsteht durch die unterschiedliche Farbhelligkeit zweier oder mehrerer Farben und kommt sowohl bei den unbunten Farben Schwarz, Weiß und Grau als auch bei Buntfarben vor. Dieser Kontrast beruht darauf, dass durch unterschiedliche Hell-Dunkel-Anteile eine Spannung erzeugt wird.
Wirkung des Hell-Dunkel-Kontrasts in der Raumgestaltung:
Der Helligkeitskontrast wirkt besonders spannungsvoll, wenn nur wenige Abstufungen verwendet werden. Auf Buntfarbtöne angewandt entstehen sogenannte Aufhellungsreihen in einem Farbton, die im Raum eher monochrom wirken. Durch Auflösung in viele Farbnuancen ergeben sich harmonische Farbklänge. Um den Helligkeitsunterschied wahrnehmen zu können, sollten die Farbtöne in ihren Hellbezugswerten eine Differenz von mindestens 10 haben.
GUT ZU WISSEN: Während sehr große oder sehr kleine Helligkeitsunterschiede das Auge ermüden, wirken mittlere Kontraste eher angenehm. Helle Farben streben in der Raumwirkung eher nach vorne, dunkle Farben treten in den Hintergrund zurück.
Bei jeder Kombination von zwei oder mehr Farben in reiner, ungebrochener Form entsteht automatisch ein Farbe-an-sich-Kontrast, auch Farbton-Kontrast genannt. Bei diesem Kontrast ist die Buntheit tonangebend. Der Farbe-an-sich-Kontrast ist einer der einfachsten Farbkontraste, da er leicht zu erkennen ist. Er ist umso stärker ausgeprägt, je unähnlicher die Bunttöne sind.
Wirkung des Farbe-an-sich-Kontrasts in der Raumgestaltung:
In der Innenraumgestaltung ist der Farbe-an-sich-Kontrast mit Bedacht einzusetzen, da er eine kraftvolle und laute Wirkung hat. Je größer die Zahl der eingesetzten Farbtöne ist, umso mehr Variationen sind möglich. Spannende, die Architektur betonende Raumgestaltungen entstehen, wenn jedes Bauteil eine andere Farbe erhält. Wird ein Helligkeitskontrast dazu kombiniert, hebt dies die kraftvolle Wirkung etwas auf und lässt die Gestaltung harmonischer erscheinen. Durch die Trennung der Farben mit Schwarz oder Weiß kann eine Steigerung der Buntheit bzw. der Farbintensität erreicht werden.
Farben können warm und kalt wirken. Auf dieser subjektiv durchaus unterschiedlich wahrgenommenen Empfindung beruht der Kalt-Warm-Kontrast. In der Kombination von Blaugrün und Rotorange findet dieser Kontrast seinen stärksten Ausdruck.
Wirkung des Kalt-Warm-Kontrasts in der Raumgestaltung:
Aus der Landschaftsmalerei ist bekannt, dass der Kalt-Warm-Kontrast den räumlichen Eindruck und die farbliche Perspektive maßgeblich mitprägt. Je größer die Entfernung der Dinge vom menschlichen Auge, umso blaustichiger und damit kälter erscheint die Farbe. Auf die Raumgestaltung angewendet bedeutet das: Warme Farben stehen im Vordergrund und kalte Farben treten in den Hintergrund.
PRAXISTIPP: Nutzen Sie die Kombination von warmen und kalten Farben, um einem Raum Atmosphäre und mehr Tiefe zu geben. Treppenhäuser und Flure haben meist einen kühlen, unbewohnten Charakter. Durch den Einsatz von warmen, erdigen Farbtönen in Kombination mit Akzenten durch Türen oder Geländer in kalten Farbtönen entsteht eine freundliche Atmosphäre und zugleich eine angenehme, räumliche Tiefe.
Komplementäre Farben sind solche, die miteinander gemischt einen neutralen Grauton ergeben. Im Farbkreis liegen sich die Komplementärfarben exakt gegenüber, weshalb sie auch als Gegenfarbe bezeichnet wird. Der Komplementärkontrast entsteht, wenn zwei Komplementärfarben nebeneinander platziert werden.
Wirkung des Komplementärkontrasts in der Raumgestaltung:
Die Wirkung des Komplementärkontrasts im Raum mag überraschen: Das Nebeneinander des größtmöglichen Gegensatzes führt – im richtigen Verhältnis – zu einem erstaunlich harmonischen Gesamteindruck, bei dem sich die Farbtöne in ihrer Leuchtkraft gegenseitig steigern. Eine Farbe kann man also durch ihre Gegenfarbe richtig in Szene setzen. So wird zum Beispiel die Kombination verschiedener Grüntöne mit intensivfarbigen Akzenten in Rot zu einem echten Hingucker in einem insgesamt angenehm ruhig wirkenden Raum.
Die Farbqualität bezeichnet den Reinheits- oder Sättigungsgrad von Farben. Beim Qualitätskontrast, Sättigungs- oder Intensitätskontrast werden reine, gesättigte Farben Mischfarben gegenübergestellt. Hier trifft trüb auf satt. Das Mischen einer reinen Farbe mit Schwarz, Weiß, Grau oder der entsprechenden Komplementärfarbe führt zu einer Trübung der reinen Farbe. Es mindert dessen Sättigung bzw. die Intensität.
Wirkung des Qualitätskontrasts in der Raumgestaltung:
Die starken Sättigungsunterschiede des Qualitätskontrasts fördern die Wahrnehmung der Räumlichkeit und können genutzt werden um "Scheinräumlichkeit" zu erzeugen. Leuchtende Farben werden durch die trüben Farben in ihrer Leuchtkraft verstärkt und treten optisch in den Vordergrund. Gedämpfte Farben treten optisch zurück. Die Anwendung des Qualitätskontrastes in der Raumgestaltung kann außerdem für kleine farbige Flächen mit großer Wirkung sorgen. Der Intensitätskontrast ist daher der "Eyecatcher" unter den Farbkontrasten.
PRAXISTIPP: Der Qualitätskontrast kann durch benachbarte Farben stark verändert werden. Sehr schwache Farbtöne wirken neben reinem Grau immer noch leuchtend und intensiv. Die größte Wirkung wird erreicht, wenn zwischen großflächigen, trüben Farbtönen als Eyecatcher eine reine Farbe auf kleinerer Fläche auftritt.
Für den Bunt-Unbunt-Kontrast werden Weiß- oder Grautöne als neutrale Elemente mit einem Farbton kombiniert. Weiß schwächt die Leuchtkraft des Buntfarbtons ab, während Schwarz dessen Leuchtkraft erhöht. Für die Wirkung dieses Kontrasts braucht es wirklich neutrale Farbtöne, die nicht mit dem gewählten Buntfarbton konkurrieren.
Wirkung des Bunt-Unbunt-Kontrasts in der Raumgestaltung:
Der Bunt-Unbunt-Kontrast ist ein häufig angewandtes Gestaltungsprinzip, das perfekt dazu geeignet ist, um mit einer insgesamt sehr neutralen, schlichten Farbgestaltung dennoch große Aufmerksamkeit zu erregen und intensive Farbeindrücke zu hinterlassen.
Ein prächtiges Rot, frühlingshaftes Grün, sommerliches Gelb oder klares Blau. Gewusst wie eröffnen intensive Farbtöne vielfältigste Möglichkeiten zur Gestaltung von Treppenhäusern. So lässt sich zum Beispiel der Flur eines Wellnesshotels durch Blautöne in allen Farbtiefen in eine Unterwasserwelt verwandeln.
Eine Eingangshalle mit Farbakzenten in kräftigem Rot zieht alle Blicke auf sich. Starke, intensive Farbtöne sorgen, ebenso wie Farbkontraste, für eine lebendige Atmosphäre. Sie schaffen Identifikation und wecken bei den Nutzern Wohlgefühl.
Farbtöne und ihre Wirkung im Raum
Generell gilt, dass alle Farbtöne aus der Rot-, Orange- und Gelbfamilie warm und aktivierend wirken, während Grün-, Blau- und Violetttöne eher eine kühle Ausstrahlung besitzen. In Verbindung mit Weiß erscheinen Grün-, Blau- und Violetttöne sehr modern und edel.
Gestaltung mit Farbstreifen
In Streifen gesetzte Farbflächen aus unterschiedlichen Tönen wirken sehr offen und belebend, weshalb sie sich besonders zur Gestaltung von Türöffnungen empfehlen, die baulich etwas klein geraten sind. Mit monochromen Farbstreifen oder der Kombination von bunten Farbstreifen mit Weiß oder edlem Grau wird eine zeitlos klassische Aussage erzielt.
Die Zusammenstellung von Streifen in kräftigeren Farbtönen führt dagegen zu einer spannungsreichen Gestaltung mit besonders repräsentativer Wirkung und hohem Wiedererkennungseffekt.
PRAXISTIPP: Damit der Betrachter visuell nicht überfordert wird, sollten allzu starke Nuancen vermieden oder durch entsprechende Gegengewichte aufgefangen werden. Für eine harmonische, ruhig und zugleich einladend wirkende Gestaltung empfiehlt sich das Zusammenspiel zweier oder dreier, auf dem Farbkreis nebeneinanderliegender, Töne.
Ganz in Weiß oder farbig? Soll die Farbgestaltung harmonisch oder zurückhaltend sein? Welche Farbintensität ist möglich und welche sinnvoll? Eine gekonnte Farbgestaltung verleiht dem Treppenhaus einen unverwechselbaren Charakter.
Puristisches Weiß ist ein starker Trend. Ein ganz in Weiß gestalteter Raum wirkt licht und hell, vermittelt Weite und hat durch seine Leichtigkeit eine beruhigende Wirkung auf den Betrachter. Zugleich ist strahlendes Weiß ein echter Verwandlungskünstler. Denn je nachdem, ob es mit Blau, Grün, Gelb, Orange oder Rot kombiniert wird, wirkt es ganz unterschiedlich – von kühl und distanziert bis hin zu freundlich und warm.
Eine weitere Eigenschaft des Farbtons Weiß ist, dass er Räume optisch vergrößert. Und ähnlich wie bei frisch gefallenem Schnee scheint in Weiß gestalteten Räumen alles leiser zu sein und alles Bunte, Laute und Hektische in den Hintergrund zu treten.
Weiß ist nicht gleich Weiß
Auf die Nuance kommt es an! Die gleichnamige Scala-Farbwelt, eine von insgesamt acht Farbwelten, präsentiert 20 ganz fein und dezent abgetönte Weißnuancen in einer inspirierenden Bandbreite von Weiß bis hin zu hellem Pastell für eine stilsichere und harmonische Farbgestaltung.
Von Weiß-Farbtönen zu unterscheiden ist der Weißgrad. Ein hoher Weißgrad ist bei Innendispersionen immer ein Kriterium für eine qualitativ besonders hochwertige Farbe für Objekt- und Wohnbereiche. Der Weißgrad wird maßgeblich dadurch bestimmt, welche Rohstoffe in Abstimmung auf das Hauptanwendungsgebiet eingesetzt werden. Perfekt geeignet für ganz in Weiß gehaltene Räume sind die Brillux Produkte Sensocryl ELF 266-269, mit denen sich strahlend weiße Oberflächen erzeugen lassen.
Farben wecken Assoziationen und lassen sich deshalb leichter merken als einzelne Wörter, Zahlen oder Objekte. Diese Tatsache machen sich Farbleitsysteme zunutze. Sonnengelb, Grasgrün und Himmelblau: Die mit Farben verknüpften Begriffe erleichtern das Abspeichern von Informationen. Auf diese Weise sorgt ein Farbleitsystem für Orientierung und schafft Überblick.
Orientierung und Sicherheit sind zwei Funktionen, die ein Treppenhaus zu erfüllen hat und sind damit Pflichtbestandteil jedes Gestaltungskonzepts. Die Farbgestaltung vermittelt differenzierte Raumerlebnisse, die die architektonische Gliederung unterstützen und dem Nutzer eine wertvolle Orientierungshilfe bieten.
Noch bessere Orientierung bietet ein Farbleitsystem, von dem nicht nur die Nutzer profitieren, sondern darüber hinaus auch Sicherheitskräfte wie Rettungsdienste oder Feuerwehren. Ob über den Einsatz von Wandmarkern, farbigen Markierungsbändern und farbigen Türlaschen oder die Kombination von Ziffern und Farbe: Zur Umsetzung eines Farbleitsystems gibt es unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten.
Farbleitsystem zur besseren Identifikation
Von der guten Orientierung zur Identifikation: Wenn nicht nur Etagen und Gebäudebereiche mittels Farbleitplan kommuniziert werden, sondern zum Beispiel in einem Mehrfamilienhaus jede Wohnungstür zudem von ihrem eigenen Farbfeld umgeben ist, kann sich der Bewohner nicht nur optimal orientieren, sondern wird sich mit "seiner" Farbe auch identifizieren.
Die Struktur der Oberfläche prägt die Farbgestaltung maßgeblich mit. Von glatt über fein bis hin zu groben Strukturen ist alles möglich. Glatte und mit feiner Struktur verputzte Oberflächen überlassen der Farbe und anderen Gestaltungselementen die Hauptrolle. Stärker strukturierte Oberflächen sind Ausdruck von Robustheit und prägen den Charakter des Raums entscheidend mit.
Struktur und Farbe
Der Trend zu kreativen Oberflächentechniken ist auch in der Gestaltung von Treppenhäusern und Fluren angekommen. Das Angebot reicht vom Marmor-Feinputz auf Kalkbasis mit Marmormehl bis zur grobstrukturierten, verarbeitungsfertigen, quarzgefüllten Dispersionsfarbe. Die Kombination von Farbe und Struktur eröffnet vielfältigste dekorative Gestaltungsmöglichkeiten.
Wenn besonders pflegeleichte, strapazierfähige und stoßfeste Oberflächen gefordert sind, bieten sich Natursteinputze an, die in unterschiedlichen Farbtönen erhältlich sind.
Die kreative Gestaltung von Wandflächen hat eine lange Tradition, doch die Einsatzmöglichkeiten im Treppenhaus bleiben oftmals ungenutzt.
Brillux bietet ein großes Sortiment an modernen, innovativen Kreativprodukten, die eine rationelle Applikation sowohl im Privat- als auch im Objektbericht ermöglichen. Dadurch werden Oberflächen erzielt, die dem gestalterischen Aspekt und gleichzeitig der hohen Strapazierfähigkeit im Treppenhaus gerecht werden.