Neugestaltung im sozialistischen "Zuckerbäckerstil" aus den 1950er- Jahren.
Standort Frankendamm 10–20, Stralsund
Bauherr Stralsunder Wohnungsbau Gmbh
Farbentwurf Brillux Farbstudio Berlin
Ausführung Malerbetrieb Holtfreter GmbH, Stralsund
In wenigen deutschen Städten ist die Dichte historischer Bausubstanz größer als in der Hansestadt Stralsund. Backsteingotik, Renaissance, Barock und Klassizismus – auf Schritt und Tritt begegnen einem die Zeugen dieser Baustile. Viele von ihnen sind von internationalem Rang und haben mit dazu beigetragen, dass der historische Kern der Stadt an der Ostsee seit 2002 auf der UNESCO-Weltkulturerbeliste geführt wird.
Wohnanlagen im „Zuckerbäckerstil“ sind in Deutschland selten und kostbare Zeugnisse der Geschichte. Mit der entsprechenden Sorgfalt machte sich die Besitzerin der Wohnanlage am Frankendamm, die Stralsunder Wohnungsbau-gesellschaft, 2013 an die Sanierung der historischen Stilfassade. Das Unternehmen, das rund 9.000 Wohnungen im Stralsunder Stadtgebiet bewirtschaftet, holte für die Farbkonzeption das Brillux Farbstudio Berlin mit ins Boot. Farbdesignerin Martina Machava ließ in ihren Entwurf objektbezogene und städtebauliche Aspekte einfließen. „Unser Ziel war es, sowohl der historischen Bedeutung des Gebäudes als auch seiner unmittelbaren Nähe zur Altstadt gerecht zu werden“, erläutert Martina Machava.
Als Leitfarben für die Fassade wurden helle, warme Steintöne gewählt. Sie beziehen sich auf die typischen Materialfarben des Baustils. Zudem sind sie zurückhaltend genug, um mit der älteren Nachbarbebauung zu korrespondieren. Die Grundfarbe des Gebäudes ist dunkler gehalten, damit sich die Schmuckelemente von der Fassadenfläche absetzen können: Attika, Gesimse, Lisenen, gliedernde Achsen sowie das gesamte bossierte Hochparterre wurden in einem sehr hellen, warmen Grau beschichtet. Der Sockel differenziert sich in einem kühleren Hellgrau. „So gelingt allein durch die Farbwahl die Anmutung, dass hier ein Materialwechsel von Putz zu Stein stattfindet“, erklärt die Farbdesignerin.
Mit Erstaunen hatten die Bauherrin und auch die Farbdesignerin bei der Analyse der Formensprache der bestehenden Fassade eine Entdeckung gemacht: Die Wohnanlage zeigte klassizistische und barocke Elemente; zusätzlich wurde mit den runden Torbögen im Durchgang zum Innenhof noch ein Zitat der Romanik aufgegriffen. „Doch ausgerechnet die Gotik“, so Martina Machava, „die so kennzeichnend für die Architektur in der Stralsunder Altstadt ist, wurde merkwürdigerweise hier völlig ignoriert.“ Mit der Akzentfarbe, einem kräftigen, erdigen Rot, stellt die neue Farbgestaltung diesen Bezug zur prägenden Stralsunder Backsteingotik her. Sie betont die verspielten, als Medaillons gefassten Fassadenbilder genauso wie den Bogendurchgang, die rechts und links davon befindlichen Fenstergewände sowie die hofseitigen Türgewände. Die Türen wurden in einer blaugrauen Lackierung entworfen, mit der sie sich nur ganz dezent von der Fassade abheben.
Auch bei der Umsetzung der Idee wurde auf Hochwertigkeit gesetzt. Das Team vom Malerbetrieb Holtfreter aus Stralsund verarbeitete nuancengenau abgestimmte Brillux Beschichtungen, die sich durch extreme Strapazierfähigkeit auszeichnen.