Standen in den 1970er- und 1980er-Jahren noch das Diözesanmuseum von dem Kölner Architekten und späteren Pritzker-Preisträger Prof. Gottfried Böhm sowie die PaderHalle von Dr. Hardt-Waltherr Hämer im Fokus der internationalen Aufmerksamkeit, war Paderborn in den Folgejahren nicht unbedingt ein Mekka für Architekturinteressierte.
Das hat sich in den letzten Jahren geändert: Mit den beiden Großprojekten "Neugestaltung Dom- und Marktplatz" sowie "Revitalisierung Königsplätze" werden zwei Maßnahmen umgesetzt, die die Innenstadt Paderborns attraktiver und zukunftsfähig machen sollen.
Aus dem Wettbewerb "Domblick" ging der Berliner Architekt Volker Staab als erster Preisträger hervor, und der aktuell entstehende künftige Verwaltungssitz der Unternehmensgruppe Jacoby wird nach den Plänen des renommierten Büros David Chipperfield Architects realisiert.
Sowohl städtebauliche Themen als auch aktuelle und zukünftige Projekte standen damit im Fokus der Architekturführung Paderborn.
Um 15 Uhr trafen sich alle Teilnehmer der Nachmittagsarchitektur und wurden durch Herrn Frölich, Brillux Gebietsverkaufsleiter, und den Architekturguide Peter Völse herzlich begrüßt. Nach einer kleinen Einführung begann die Exkursion durch Paderborn. Die besichtigten Stationen werden im Folgenden noch einmal im Detail beschrieben.
Als städtebauliches und verkehrsplanerisches Relikt aus den 1970/80er-Jahren erfüllt das Quartier rund um die Königsplätze heute nicht mehr die Ansprüche an einen sozial, ökonomisch und kulturell funktionierenden Teil der Innenstadt.
Der zwischen 1969 und 1981 errichtete Wohn- und Handelskomplex liegt wie ein Implantat in der zumeist auf mittelalterlichem Grundriss errichteten und wiederaufgebauten Innenstadt. 2011 wurde ein städtebaulicher Wettbewerb zur Neugestaltung ausgelobt, die Umsetzung erfolgt seit 2016 in mehreren Bauabschnitten.
Auf über 4.000 Quadratmetern entsteht im Herzen Paderborns an der Schnittstelle zwischen Marienplatz und Königsplatz die neue Marienpassage. Während im Erdgeschoss neue Gastronomien untergebracht werden, entstehen darüber auf insgesamt fünf Etagen Wohnungen, Büros und private Penthouse-Wohnungen.
Die Fassade des alten Gebäudes aus dem Jahr 1936 konnte aufgrund der maroden Bausubstanz nicht erhalten werden. Die Gebäude stehen an der Schnittstelle zu den Tiefgeschossen des Königsplatzareals. Der Neubau greift den Stil des alten Gebäudes auf, interpretiert ihn aber modern.
Auf dem Areal zwischen Kisau, Spitalmauer und Pader entsteht der künftige Verwaltungssitz der Unternehmensgruppe Jacoby. Die Fertigstellung des Baus ist für das zweite Halbjahr 2018 anvisiert. Der Gebäudekomplex umfasst fast 400 Jahre Ordens- und Hospitalgeschichte.
Da nur die Fassade der Kapelle sowie ein an den Hospitalinitiator Anton Ficker erinnernder Gedenkstein denkmalgeschützt sind, wäre ein Abriss des Rests eine günstige Lösung gewesen. Auf Grundlage der Planungen von Chipperfield wird jedoch ein Konzept realisiert, bei dem der Komplex bis auf den Bestand vor dem Zweiten Weltkrieg zurückgebaut und durch Neubauten ergänzt wird.
Das Erzbistum Paderborn hatte im Oktober 2015 einen Architektenwettbewerb ausgelobt, um eine nachhaltige architektonische Lösung für das Areal zwischen Domplatz und Heiersstraße zu erarbeiten, das sich im Besitz des Erzbistums befindet. Mit dem Diözesanarchiv und verschiedenen Gebäuden für Wohnen, Verwaltung und soziale Aufgaben des Erzbischöflichen Generalvikariats soll das historisch bedeutsame Gebiet aufgewertet und neu gefasst werden. Der Entwurf von Staab Architekten setzte sich dabei mit einer "klaren architektonischen Gestaltungsidee" durch.