© Barbara Schlei
„Der größte Trümmerhaufen der Welt,“ so nannte Rudolf Schwarz seine Heimatstadt Köln, als er nach dem Krieg als Generalplaner vor der Aufgabe stand, eine neue Stadt auf der alten zu bauen. Der Wiederaufbau folgte den Idealen von Kontinuität und Wiedergutmachung, aber auch von Eleganz und Heiterkeit. Doch für die Architekten begann die Stunde Null. Wir staunen noch heute über die schlichte Schönheit der Bauten von Rudolf Schwarz, Frei Otto, Gottfried Böhm und einigen mehr. Doch wenige Architekten haben das Bild von Köln so nachhaltig geprägt wie Wilhelm Riphahn, dessen Bauten auch immer Ausdruck einer gesellschaftlichen Neuordnung waren.
Erfreulicherweise haben die meisten die Jahrzehnte überdauert, in denen die Schutzwürdigkeit der 1950er-Jahre-Architektur noch nicht allgemeines Credo war. Doch wie soll man umgehen mit Bauwerken früherer Architektengenerationen, die in der Bausubstanz heutigen Nutzungsansprüchen oft nicht mehr genügen? Die Wegstationen auf dieser Reise zwischen gestern und heute zeigen den Spagat der komplexen Aufgabe: Ansprüche des Denkmalschutzes, Brandschutzbestimmungen und der Wille zur Erneuerung. Inspizieren Sie mit uns dieses spannende Beziehungsgeflecht.
Die Teilnehmer der Nachmittagsarchitektur trafen sich um am Nachmittag und genossen nach einer kurzen Einführung die Exkursion.
Die besichtigten Stationen werden im Folgenden noch einmal im Detail beschrieben
(1952: Wilhelm Riphahn, Architekten – 2005: Sanierung durch Janssen + Becker-Wahl Architekten)
Wilhelm Riphahn baute von 1950 bis 1952 das Gebäude der Concordia Versicherung am Börsenplatz 1. Seine Bauten der Nachkriegszeit zeugen von konsequenter Modernität, ohne jedoch die Einordnung ins städtebauliche Gefüge aus dem Blick zu verlieren. Aber er konnte auch den großen Paukenschlag und hatte Mut zum Wagnis. Im Concordia Gebäude ist eine glückliche Verbindung von beidem gelungen. Das Gebäude besticht durch seine plastische Eleganz und überrascht mit einem komplett fensterlosen, durch vertikale Kanneluren strukturierten Kopfbau. Janssen + Becker-Wahl sanierten 2005 das Gebäude und erweiterten es um einen siebengeschossigen Neubau mit zwei Innenhöfen.
© Foto Guido Erbring, Köln
(1954: Wilhelm Riphahn, Architekt – Architekten Sanierung 2016 ff. HPP ArchitektenConsult GmbH)
Viele Städte bauten in der Nachkriegszeit radikal moderne Opern- und Konzerthäuser. Sie zeugten vom Aufbruchswillen in eine demokratische Gesellschaft und von der Bedeutung, die man der Kultur zumaß auf dem Weg dorthin. Und alle stehen nun vor der Entscheidung: Sanierung oder Abriss. Köln entschied sich für den Erhalt. Als im Juni 2012 mit Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ die letzte Vorstellung im von Wilhelm Riphahn 1954 geplanten Kölner Opernhaus stattfindet, gehen noch alle davon aus, dass vier Jahre später wieder am Offenbachplatz gespielt werden wird. Doch die Wiedereröffnung musste wegen gravierender Probleme insbesondere im Bereich der technischen Gebäudeausrüstung verschoben werden. Die Arbeiten dauern immer noch an, die Schlüsselübergabe an die Intendanz ist im 1. Quartal 2024 vorgesehen.
Oper Schlitten © Foto Barbara Schlei
Die Veranstaltung ist bei der unten stehenden Architektenkammer als Fortbildungsveranstaltung anerkannt worden: