Titelfoto: Hans Hoorn
Die mittelalterliche Stadt Roermond kennt man auf deutscher Seite vor allem wegen der attraktiven Möglichkeit, auf eine Shopping-Tour zu gehen. Die Stadt mit knapp 60.000 Einwohnern hat aber wesentlich mehr zu bieten. Viele Jahrhunderte lang war Roermond Mitglied der Hanse und Hauptstadt des Geldern Oberquartiers. Bis zum heutigen Tag ist die Stadt Sitz des limburgischen Bischofs. Die Innenstadt, deren Stadtbild durch die Türme der Christoffelkathedrale, die Münsterkirche und den Natalini-Turm bestimmt wird, steht unter Denkmalschutz. Im historischen Stadtkern findet man aber auch einige interessante zeitgenössische Bauwerke.
Die Teilnehmer der Nachmittagsarchitektur trafen sich um 15:00 Uhr und erlebten eine informative Führung mit Hans Hoorn, dem ehemaligen stellvertretenden Direktor des Stadtentwicklungsamtes Maastricht.
Die besichtigten Stationen werden im Folgenden nochmal im Detail beschrieben.
Im Jahr 1410 wurde mit dem Bau einer spätgotischen Kreuzkirche begonnen. Schon im Jahr 1661 wurde die Kirche zur Kathedrale vom Bistum Roermond ernannt. Alle wichtigen Ereignisse wie zum Beispiel alle Priesterweihen fanden dort statt. Im zweiten Weltkrieg wurde die Kirche schwer beschädigt. Ein Tag vor der Befreiung sprengten die Deutschen den Turm. Das Erdbeben von 1992 richtete erhebliche Schäden an. Die Renovierung des Doms im Hinblick auf eine geänderte liturgische Nutzung wurde 2018 abgeschlossen. Das Ergebnis ist eine beeindruckende maßvolle Atmosphäre im Innenraum.
Foto: Hans Hoorn
In der ehemaligen Fabrik „Elektro Chemische Industrie“ ist heute die ECI Cultuurfabriek angesiedelt. Mit- hilfe der Stadt Roermond ist hier ein Kulturzentrum entstanden. Der Gebäudekomplex wurde saniert, restauriert und in eine Einrichtung mit Theater, Popsaal, Filmsaal, Ausstellungsraum, kulturellen Bildungsmöglichkeiten, Cafés und Restaurants transformiert. Der Architekt Ton Kleinjans hat es geschafft, die Authentizität der Gebäude, der seit 1970 stillgelegten Elektro Chemischen Industrie, zu erhalten und ihre Baustruktur weitgehend in die neue Planung mit einzubeziehen.
Foto: Hans Hoorn
Am Ufer der Roer liegt „Parc Akcros“, der Stadtpark von Roermond. In diesem Park befinden sich drei städtische Villen, die vom Büro Engelman Architecten aus Roermond mit zwei verschiedenen Fassaden entworfen wurden. Straßenseitig werden die Wohn- häuser in robustem Backstein gehalten und lehnen damit an die früheren Industriegebäude an, die sich auf diesem Areal befanden. Zur anderen Seite öffnen sich die Gebäude und geben einen wunderbaren Blick auf die Maas, die Roer und das Stadtzentrum mit seiner grünen Umgebung frei. Entsprechend kon- zipiert wurden die Grundrisse der Wohnungen.
Foto: Hans Hoorn
Das Hotel Van der Valk wollte seinen Standort im Zentrum von Roermond erweitern. Dieser Plan änderte sich, als das Hotel am Umbauprojekt des monumentalen Stadtgefängnisses teilnehmen konn- te. Der gesamte Gefängniskomplex einschließlich des alten Gerichts stand hierfür zur Disposition. Den Wettbewerb gewann Engelman Architecten durch
eine außergewöhnliche Interpretation des Zellblocks. Drei Zellen bilden ein Hotelzimmer, in dem Wohnzim- mer und Bad durch ein Schlafzimmer in der Mitte getrennt sind. Die Sanierungsmaßnahmen bezogen in allen Bereichen sorgsam den Originalzustand von 1850 mit ein. Das Projekt hat neben mehreren niederlän- dischen Architekturpreisen auch den Mies van der Rohe Preis 2013 gewonnen.
Foto: Hans Hoorn